Traditionsverein will die alte Heimat verlassen und das Stadion wechseln
Pachtvertrag wird nicht verlängert
VfR Rauxel strebt Umzug vom Waldstadion an die Bahnhofstraße an
In Castrop-Rauxel gibt es 14 Fußball-Vereine, die mit ihren Teams auf insgesamt 12 Sportplätzen im Stadtgebiet kicken. Ein Club schmiedet derzeit Pläne für eine neue Heimat.
Insgesamt 29 Fußball-Mannschaften aus Castrop-Rauxel bevölkern in der aktuell unterbrochenen Saison 2020/21 die Spielklassen von der Kreisliga C bis hinauf zur Westfalenliga. Die heimischen 14 Clubs sind dabei auf 12 Sportplätzen beheimatet. Nur auf zwei Anlagen gibt es Nachbarschaft: am Fuchsweg (SuS Merklinde, FC Castrop-Rauxeler) und in der Glückauf-Kampfbahn (Arminia Ickern, SF Habinghorst/Dingen).
Auf 10 Sportplätzen gibt es nur je einen Verein
Auf allen weiteren Sportplätzen ist jeweils ein Verein quasi der Herr im Haus. Es zeichnet sich jetzt ab, dass sich das im Sommer ändert. Denn ein Club möchte in seiner langjährigen Heimat die Zelte abbrechen und in das Stadion an der Bahnhofstraße einziehen.
Das berichtete Uwe Esser, der kommissarische 1. Vorsitzende des VfR Rauxel (Kreisliga B). Denn Ende des Jahres 2020 war der Pachtvertrag seines Clubs mit der Stadt Castrop-Rauxel für die Nutzung des Stadions an der Vördestraße ausgelaufen. Da während der Corona-Pandemie keine einschneidenden Entscheidungen getroffen werden können, gab es eine Verlängerung bis zum 30. Juni 2021.
Club-Chef Esser erklärte: „Die Stadt hat signalisiert, nicht mehr große Summen in die Unterhaltung von Platz und Clubheim zu stecken. Das ist nachvollziehbar. Zumal wir nur eine Mannschaft und keine Jugendabteilung haben. Wir hatten zuletzt Probleme mit der Heizungsanlage im Vereinsheim. Und es würde bis zu 15.000 Euro kosten, wenn diese erneuert werden müsste.“
Uwe Esser sieht keine Perspektive für seinen Club an der Vördestraße und sagt: „Ich trage mich schon seit einiger Zeit mit dem Gedanken, dass wir umziehen müssen. Und das Stadion an der Bahnhofstraße liegt da nahe. Näher als etwa der Habinghorster Sportplatz, der in ein paar Jahren gebaut werden soll.“
Videokonferenz mit Stadtverwaltung und Stadtsportverband
Uwe Esser hatte Ende des vergangenen Jahres sein Anliegen in einer Videokonferenz mit Dhana Stannek (in der Stadtverwaltung für Bürgerbeteiligung, Sport und Stärkung des Ehrenamts verantwortlich) sowie Ulrich Romahn (Vorsitzender Stadtsportverband) und Bürgermeister Rajko Kravanja vorgebracht. Ulrich Romahn sagt dazu: „Wenn man sich den bisherigen Einzugsbereich des Vereins anschaut, ist es für den VfR Rauxel ein sinnvolles Vorgehen, um dem Verein eine Perspektive zu bieten, die am bisherigen Standort nicht gegeben ist.“
Uwe Esser berichtet, dass er schon losen Kontakt zu Björn Klieve, dem Vorsitzenden der an der Bahnhofstraße beheimateten SG Castrop, hatte. Dieser sei nicht aus allen Wolken gefallen, habe das VfR-Begehren verstanden – und soll sogar gefragt haben: „Warum habt Ihr Euch nicht schon früher gemeldet?“
Rauxeler müssen tingeln
Esser: „Das Stadion an der Bahnhofstraße ist eine gute Anlage. Ich glaube, dass wir einfacher Spieler für uns begeistern können, wenn wir auf Kunstrasen spielen und trainieren. Das ist für die heutigen Fußballer scheinbar eine Grundvoraussetzung.“ Der VfR hat das Manko, dass er gefühlt nur 8 von 51 Wochen im Jahr das nicht mit Flutlicht ausgestattete Waldstadion zum Training nutzen kann.
Die meisten Monate im Jahr muss das Team von VfR-Trainer Stephan Gil tingeln und trainierte vor dem Kreisliga-B-Aufstieg 24 Stunden nach dem Sonntags-Spiel beim SuS Merklinde sowie mittwochs auf Asche beim SuS Pöppinhausen. Gil: „Dort ist der Platz gut, aber auch gefährdet, dass er mal unbespielbar ist.“
Zuletzt hatten die Rauxeler das Glück, dass sie am Schweriner Grafweg Trainingszeiten bekam. Stephan Gil betont: „Das war dort wirklich prima und die Trainingsbeteiligung hat sich spürbar gesteigert. In Peter Wach von der Spvg Schwerin hatten wir jemanden, der uns toll empfangen hat.“
Mitglieder müssen noch ihr OK geben
Uwe Esser geht zusammen mit Uwe Horriar weiter die Zukunftspläne des VfR an. Eine der nächsten Etappen ist dabei, das Projekt mit den Mitglieder abzusprechen und das OK dafür zu bekommen.
Esser erklärt zudem: „Natürlich wird uns die Stadtverwaltung nach dem Umzug kein Vereinsheim an der Bahnhofstraße hinstellen. Aber wir hoffen, dass wir die Zustimmung bekommen, dort einen Verkaufsstand aufzubauen.“ Womöglich wird dazu der ehemalige Jugend-Container, der noch an der Vördestraße steht, ins Stadion transportiert.
Die Rauxeler verlassen die Vördestraße aber auch mit Wehmut. Uwe Esser berichtet: „Wir haben auch Verlust. Wir haben unter anderem die erste Etage im Vereinsheim prima ausgebaut. Dort haben wir ein Büro, das bei den Vereinen in unserer Stadt seines Gleichen sucht. Das ist top.“