Das letzte Hemd des VfR Rauxel

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von Carsten Loos / vom 30. Juli 2009

Marc Kruska

Marc Kruska

spendierte der einzigen verbliebenen VfR-Nachwuchsmannschaft, dem A-Junioren-Team, einen Satz neuer Trikots. Foto Jens Lukas

Sonntagmittag, kurz vor 12 Uhr. Prominenter Besuch auf dem Sportplatz an der Vördestraße. Marc Kruska, Fußballprofi vom belgischen Erstligisten FC Brügge, besucht das "Waldstadion" seines Heimatvereins VfR Rauxel.
Im Gepäck hat der 22-Jährige einen Satz Trikots und 20 Fußbälle. Die übergibt der ehemalige Berufsfußballer von Borussia Dortmund den Rauxeler A-Junioren. Letzte Hemden offenbar, denn die Wahl, welcher Mannschaft Kruska seine Unterstützung zukommen lassen sollte, war für den Defensivspieler nicht einmal eine Qual: Der Rauxeler Club schickt in der Saison 2009/2010 nur noch eine Jugend-Vertretung an den Start, eben jene A-Junioren.

Die sind die einzig übrig gebliebene Nachwuchs-Mannschaft der Vördestraße. Ein Jahr nach dem Jubiläum zum 100-jährigen Bestehen des zweitältesten Fußballvereins in Castrop-Rauxel steht die Jugendabteilung des VfR am Abgrund.

Beginn des Niedergangs auf Jahreshauptversammlung im Februar

In der letzten Saison spielten Rauxeler Teams noch in den Kreisligen aller Altersklassen; die E-Junioren waren gar doppelt besetzt. Allerdings, betont Kassierer Kurt Kerschner, in Jugenddingen beim Rauxeler Club bestens bewandert, das B-Junioren- und ein E-Junioren-Team seien im Laufe der Saison schon vorzeitig ausgestiegen.

Den Beginn des Niedergangs datiert Kerschner auf die Jugend-Jahreshauptversammlung im Februar: "Da wollte keiner mehr was machen." Man habe versucht, neue Mitarbeiter zu gewinnen: "Aber da wird nur viel geredet und auch viel geschimpft." Zwei Mitglieder führten die Jugendabteilung fortan kommissarisch durch die restliche Saison.

Inzwischen habe sich der Vereinsvorstand den Erhalt zumindest der A-Junioren-Elf zur Aufgabe gemacht, betont Kerschner. Trainer, Betreuer und Jugendspieler der anderen Mannschaften sind mit dem Saisonende in alle Richtungen zerstreut. Kerschner: "Es war unser Nachteil, dass alle gleichzeitig aufgehört haben."

Ein Bild aus besseren Zeiten -

Ein Bild aus besseren Zeiten -

2005 zählte die VfR-Jugendabteilung rund 200 Nachwuchsspieler. Foto Jens Lukas

Holger Durrey neuer Konkurs-Verwalter der Rauxler Jugendarbeit

Erst in den 90-er Jahren hatte in Rauxel der Neuaufbau der Jugendabteilung von Null an begonnen. Damals kümmerte sich etwa der frühere VfR-Kapitän und -Trainer Uwe Esser, inzwischen Coach beim Bezirksligisten Wacker Obercastrop, um die F-Junioren. Unter seinen Schützlingen waren die heutigen Profis Kruska und Christopher Nöthe. Größter Erfolg der neu aufgebauten Jugendabteilung: 2003 wurden die D-Junioren Kreismeister und schafften es bis in die zweite Runde der Westfalenmeisterschaft gegen den VfL Bochum (1:5).

Zum Konkurs-Verwalter der Rauxeler Jugendarbeit wird jetzt Holger Durrey. Der frühere VfR-Spieler kam von Titania Erkenschwick in seinen Heimatverein zurück. Dort betreut er die restlichen A-Junioren aus dem Vorjahr, zu denen einige verbliebene B-Junioren aus den eigenen Reihen sowie ein paar Kicker aus Erkenschwick in Durreys Schlepptau stießen.

Der neue Übungsleiter betrachtet seine Aufgabe indes keinesfalls durch die rosarote Brille. Nüchtern hat er sich bei seiner Rückkehr auf lediglich eine Saison an der Vördestraße eingerichtet: "Dann ist hier endgültig Schluss." Gut möglich, dass Marc Kruska im nächsten Jahr keine Trikots mehr für seine Nachfolger beim VfR Rauxel spendieren kann.

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